Frage: Ich promoviere kumulativ und muss jetzt noch den Manteltext dazu schreiben. Alles Wesentliche meiner Arbeit steht aber doch schon in den publizierten Artikeln. Was soll denn dann noch in den Manteltext?
Antwort: Diese Frage stellen sich viele kumulativ Promovierende. Denn tatsächlich wird in den publizierten Artikeln das Projekt bereits beschrieben, das methodische Vorgehen dargestellt und werden die Ergebnisse diskutiert. Jedoch: Eine Aneinanderreihung mehrerer Einzelartikel ergibt in der Summe noch keine Dissertation. Diese entsteht erst durch einen begleitenden Text, der den inneren Zusammenhang der Einzelpublikationen herstellt und erläutert.
Typische Anforderungen an den Manteltext
Der Manteltext – auch „Dachtext“, „Synopse“, „Zusammenfassung“ oder „Rahmenschrift“ genannt – spannt einen Bogen über die einzelnen Artikel und erklärt deren Funktion und Beitrag im Rahmen Ihres Promotionsprojektes aus einer übergeordneten Perspektive.
Typischerweise wird der Manteltext in mehrere Kapitel von der Einleitung bis zum Fazit gegliedert. Wie das dann im Detail aussieht, etwa in Bezug auf Umfang, Inhalt und Kapitelstruktur, wird von Uni zu Uni, von Fach zu Fach und von Betreuung zu Betreuung teilweise sehr unterschiedlich gehandhabt. Doch in den meisten Fällen sollen oder können Sie im Manteltext:
- Bezüge zwischen den Artikeln herstellen und erläutern, wie die einzelnen Artikel zur Beantwortung der übergeordneten Forschungsfrage beitragen,
- in der Einleitung die übergeordnete Forschungsfrage oder Problemstellung einführen, erläutern und begründen,
- in der Diskussion die Ergebnisse der einzelnen Artikel zusammenführen und in einen breiteren Forschungskontext einordnen,
- einzelne Aspekte oder Bezüge etwas ausführlicher darstellen als es in den Artikeln der Fall oder aufgrund der dort limitierten Wörterzahl möglich ist,
- den Forschungsstand etwas detaillierter und vertiefender darstellen als in den Artikeln,
- einen für Ihr Projekt relevanten theoretischen Hintergrund ausführlicher darstellen als es in den Artikeln möglich ist und diesem möglicherweise sogar ein eigenes Hauptkapitel im Manteltext widmen,
- in der Einleitung und der Diskussion weitere Aspekte ansprechen, die zu Ihrer Untersuchung gehören, jedoch in den Artikeln nicht erwähnt oder vertieft wurden.
Auf diese Weise bietet Ihnen der Manteltext auch die Chance, Ihre Forschungsleistung noch einmal etwas breiter darzustellen und tiefer zu verankern.
Übrigens: Formal werden bei der Einreichung einer kumulativen Dissertation die einzelnen Artikel meist an den Manteltext angehängt, so dass die Gutachtenden einfach zwischen Manteltext und Artikeln vor- und zurückblättern können.
Mit herzlichem Gruß aus dem [schreibzentrum.berlin]
Ihr
Dr. Sven Arnold