Frage: Meine Kolleginnen beschweren sich öfter, dass sie meine Texte erst nach dem zweiten Mal Lesen verstehen. Wie kann ich verständlicher schreiben?
Antwort: Sie haben sich zum Ziel gesetzt so zu schreiben, dass Ihre Kolleg.innen Ihre Texte bereits verstehen, wenn sie sie zum ersten Mal lesen! Dies mag vielleicht zunächst banal klingen, ist es aber durchaus nicht. Viele Texte sind kompliziert und mühselig zu lesen, ohne dass die Schreibenden das beabsichtigt haben. Es spricht sehr für Sie, dass Sie diese Rückmeldung ernst nehmen. Dahinter steht, dass Sie Ihren Kolleg.innen Zeit und Geduld ersparen wollen, indem Sie Ihre Inhalte so formulieren, dass für jene das Wesentliche gleich und leicht zu lesen rüberkommt.
Für wen schreibe ich?
Der im Grunde einfache Trick besteht darin, dass Sie die Perspektive wechseln und den Text aus Sicht Ihrer Lesenden schreiben. In der Fachsprache nennen wir dies „adressat.innenorientiertes Schreiben“. Hierbei kann helfen, sich vor und auch beim Schreiben die folgenden Fragen zu stellen:
- Wer sind die Menschen, die meinen Text lesen? Aus welchem Umfeld kommen sie?
- Welche Informationen brauchen sie, um meine Botschaft zu verstehen? Welche Vorkenntnisse haben sie schon zu dem Thema oder Anliegen, zu dem ich schreibe?
- Welche Sprache ist geeignet, um meine Lesenden abzuholen?
Zudem bietet das „Hamburger Verständlichkeitmodell“ eine gute Hilfe, einen Text auf Verständlichkeit zu überprüfen. Dieses Modell entwickelten Psychologen Anfang der 70er Jahre, darunter der bekannte Kommunikationsexperte Friedemann Schulz von Thun. Demnach entsteht schriftliche Verständlichkeit unter Beachtung der folgenden 4 Merkmale:
Einfachheit │ Gliederung, Ordnung │ Kürze, Prägnanz │ zusätzliche Anregung.
Was sich im Detail dahinter verbirgt, verdeutlicht die folgende Abbildung:
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Ausprobieren dieser Strategien und im Ergebnis „leichte“ Texte!
Es grüßt herzlich aus dem [schreibzentrum.berlin]
Ihre Dr. Gudrun Thielking-Wagner