Frage: Ich bin Botanikerin in der Grundlagenforschung und mit dem Schreiben meiner Dissertation fast fertig. Wie es nach der Promotion beruflich weiter gehen soll, weiß ich aber noch nicht. Ich schreibe gerne, habe auch viel publiziert und zwei Sammelbände mit herausgegeben. Eine wissenschaftliche Karriere kann ich mir jedoch nicht vorstellen. Berufserfahrung außerhalb der Wissenschaft habe ich aber auch keine: Ich kann also nichts außer Forschung. Was mache ich jetzt?
Antwort: Glückwunsch, mit der Forschungsarbeit und dem Schreiben Ihrer Dissertation haben Sie auf vielen Ebenen bereits Kompetenzen unter Beweis gestellt, die von Arbeitgebenden außerhalb des universitären Raumes gebraucht werden. Ich verstehe dennoch, dass Sie sich unsicher fühlen: Ein Großteil der Promovierenden wechselt direkt vom Studium in die Promotion und es fehlt ihnen Orientierung, was sie zu den Berufsfeldern „da draußen“ beitragen können. Wichtig ist, dass Sie sich bewusst machen, dass sie auch während der Promotion Kompetenzen erworben haben, die in Arbeitsfeldern jenseits von Forschung und Lehre benötigt werden.
Kompetenzerwerb durch die Promotion
Neben der Fachkompetenz als Botanikerin sind dies vor allem die sogenannten übertragbaren Kompetenzen, die vom Feld der Wissenschaft in andere Berufsfelder mitgenommen werden können. Eine solche Kompetenz, die Sie während der Promotion ausgebildet haben, ist das Schreiben. Die Schreibkompetenz umfasst dabei nicht nur das Aufschreiben, das konkrete Verfassen von Texten, welches natürlich ebenfalls wichtig ist. Um Texte schreiben zu können, haben Sie sich zunächst Fachwissen aneignen müssen. Dafür haben Sie gelernt, wie Sie Informationen recherchieren, nach welchen Kriterien sie diese als wichtig oder unwichtig unterscheiden, wie Sie diese dann zusammenfassen und in einen Kontext stellen. Zur Schreibkompetenz gehört ebenfalls die Fähigkeit, den Arbeits- und Schreibprozess so zu planen zu und organisieren, dass der Text in einer bestimmten Zeit auch abgeschlossen ist.
Überblick verschaffen: Ihre Kompetenzlandkarte
Und noch ein Punkt: Durch Ihre Herausgebertätigkeit haben Sie zusätzlich Erfahrung im Feedbackgeben und in der Organisation von Schreibprozessen im Team erworben. Sie sehen: Für Ihre berufliche Zukunft können Sie vom Schreiben bereits eine Menge Fähigkeiten ableiten, die außerhalb der Wissenschaft gebraucht werden:
- Recherchieren und Bewerten von Informationen
- Projektplanung und Arbeitsorganisation
- Teamfähigkeit und Feedbackgeben
- Selbstständiges Arbeiten.
Jetzt überlegen Sie mal, welche weiteren Tätigkeiten Sie in den vergangenen Jahren außer dem Schreiben noch ausgebildet haben – beispielsweise bei wissenschaftlichen Vorträgen, der Lehre, der Anleitung von Studierenden oder der Organisation von Tagungen. Mit der Reflexion über diese Vielfalt von Tätigkeiten und den daraus abgeleiteten Kompetenzen können Sie Ihre individuelle Kompetenzlandkarte herausarbeiten. Damit haben Sie einen guten Überblick darüber, was Sie außer Forschung alles können – durch die Forschung.
Herzlich grüßt aus dem [schreibzentrum.berlin],
Ihre Dr. Andrea Adams