Interviews führen und verschriftlichen

Frage: Als PR-Referentin für einen Verband zur Förderung des Ehrenamts soll ich in unserem Verbandsmagazin regelmäßig Interviews im Wortlaut veröffentlichen. Ich bin aber unsicher, wie ich die Interviews führen und verschriftlichen kann. Welche Tipps gibt es?

Antwort: Tatsächlich denken viele, ein Interview zu führen ist einfach. Aber wie wir welche Fragen stellen entscheidet darüber, welche Tonalität das Gespräch bekommt, also ob es sich sachlich informativ, unterhaltend oder zum Beispiel berührend liest.

 

Interview führen: Persönlich, telefonisch oder schriftlich?

Grundsätzlich empfehle ich, das Interview mindestens telefonisch zu führen. Denn die gesprochene Sprache ist lebendiger und authentischer als eine schriftliche Antwort per Mail. Gerade wegen dieser Lebendigkeit lesen die Menschen gerne Interviews. Sollten Sie Zeit haben, können Sie sich zum Interview persönlich verabreden, etwa in einer stillen Ecke in einem Café. Dort können Sie das Gespräch auch mit Ihrem Smartphone mitschneiden. Schalten Sie jedoch das Gerät aus, sobald Sie Ihre Fragen gestellt haben. Denn oft ergibt sich danach ein Gespräch, bei dem die Interviewten Persönliches zum Thema erzählen. Womöglich erhalten Sie dadurch Anregungen für weitere Themen.

Offene oder geschlossene Fragen?

Die klassische Interviewregel besagt: Stellen Sie offene Fragen. Das sind jene, die mit einer W-Frage beginnen: Wie sind Sie zum Ehrenamt gekommen? Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich? Was begeistert Sie am Ehrenamt? Auf offene Fragen können die Interviewten frei berichten.

Geschlossene Fragen sind solche, die wir mit „ja“ oder „nein“ beantworten. Wenn Sie eine prägnante Antwort suchen, sind geschlossene Fragen aber durchaus eine Option. Ein Beispiel: Wenn Sie erneut die Wahl hätten: Würden Sie sich wieder für ein Ehrenamt entscheiden? „Nein, auf keine Fälle“, antwortet der Interviewpartner. Wir Lesenden stutzen. Dann fügt der Interviewte hinzu: „Ich würde versuchen, das Ehrenamt zu meinem Beruf zu machen.“

Verschriftlichen von Interviews

Fangen Sie die gesprochene Sprache im Text ein. Hat die interviewte Person bestimmte Redewendungen verwendet? Oder einen Witz gemacht? Konzentrieren Sie sich beim Verschriftlichen auf die Essenz des Gesprächs. Die Audio-Aufzeichnung hilft Ihnen, den Tonfall noch einmal nachzuempfinden. Der besseren Lesbarkeit halber streichen Sie jedoch Versprecher, unausformulierte Sätze, unpräzise Aussagen und Antworten, die vom Thema wegführen. Oberste Regel bei Interviews ist wie bei allen PR-Texten: Die Aussagen sollen prägnant und für unsere Ziele relevant sein.

Es grüßt Sie herzlichst aus dem [schreibzentrum.berlin|

Christina Denz

 

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E. Liebscher