Wie Sie mit Ihrem Dissertationsabstract überzeugen

Vignette des [schreibzentrum.berlin] zu Montags-#Schreibtipps rund ums wissenschaftliche SchreibenFrage: Für meine Disputation muss ich ein Dissertationsabstract einreichen. Wie kann ich das angehen? Ich merke, dass mir die Kurzfassung meiner Forschungsarbeit schwerfällt!

Antwort: Nach intensiven Jahren mit vielen Daten und Details eines Forschungsprojekts fällt es den meisten schwer, das eigene Projekt aus der Distanz zu betrachten. Tatsächlich ist das Dissertationsabstract eine wunderbare Gelegenheit, das eigene Forschungsprojekt für interessierte Dritte zusammenzufassen. Deswegen eignet es sich sehr gut als Vorbereitung zur Disputation.

Abstracts von Forschungsarbeiten haben nämlich eine rhetorische Funktion: Sie sollen Lesende nicht nur schnell davon überzeugen, sich auf die ausführliche Fassung (einer Dissertation oder eines Buches, Vortrags, Antrags etc.) einzulassen. Sie sollen sie auch davon überzeugen, dass sich die präsentierte Forschungsarbeit gelohnt hat.

So argumentieren Sie überzeugend in Ihrem Dissertationsabstract (max. eine DIN A4-Seite):

  1. Hintergrund: Führen Sie kurz in Ihr Forschungsfeld ein. Heben Sie die Relevanz Ihrer Forschung hervor und beschreiben Sie dabei das Ausgangsproblem als dringlich mindestens für Ihr Fach.
  2. Forschungsfrage: Wo lag Ihr Fokus? Welche Frage wollten Sie beantworten?
  3. Methodisches Vorgehen: Fassen Sie zusammen, wie Sie forschend vorgegangen sind. Das meint Methoden, Arbeitsschritte, verwendetes Material und Lösungsansätze.
  4. Hauptergebnisse: Formulieren Sie Ihre Haupterkenntnisse. Was ist bei Ihren Recherchen/Forschungen herausgekommen?
  5. Einordnung: Ordnen Sie Ihre Ergebnisse nun in größere fachliche und/oder gesellschaftliche Zusammenhänge ein. Wem oder wofür nützt das, was Sie herausgefunden haben?

Für die erfahrenen Promotionsdidaktikerinnen Barbara Kamler und Pat Thomson liegt die größte Überzeugungskraft eines Dissertationsabstracts in der abschließenden Einordnung. Denn nur Sie können erklären, dass und wie Ihre Forschung auch für andere sinnvoll ist. Mit Ihrer Antwort auf das „So what?“ – „Now what?“ zeigen Sie, dass Sie sich fachlich positionieren können und wollen. Erst diese Selbstverortung macht Sie zum/zur überzeugenden Wissenschaftler_in! Wenn Sie sich darin sicher sind, sind Sie bestens vorbereitet für Ihre Disputation.

Um die Positionierung einzuüben, können Sie übrigens bereits beim Start Ihres Promotionsprojekts das Dissertationsabstract anlegen, z.B. als Abstract Ihres Exposés. Überprüfen Sie das „So What?“ dann immer wieder, bis Sie sicher sind.

Viel Erfolg wünscht Ihnen

Ihre Dr. Daniela Liebscher

 

Warum Sie Ergebnisse bereits im Abstract nennen sollten, erklärt Dr. Sven Arnold hier genauer.

 

E. Liebscher