Frage: Meine Chefin meint, in den Sommerferien lohnt es sich nicht für einen Verband, Pressemitteilungen zu verschicken. Stimmt das?
Antwort: „Sommerzeit ist Saure-Gurken-Zeit“ heißt es nicht nur in Redaktionen. Aber genau darin liegt unsere Chance. Denn Radiosendungen, TV-Magazine, Zeitungen, Blogs und Podcasts sind gerade in den Ferien auf der Suche nach Themen. Statt einer klassischen Pressemitteilung schlagen Sie doch ein Thema aus Ihrer Organisation vor. Wie Sie das machen? Gehen Sie vor wie in den folgenden drei Schritten:
Schritt 1: Medium identifizieren
Überlegen Sie, in welchem Medium Sie ein Thema platzieren möchten. Vielleicht ist Ihr Thema für eine Reportage in einer Tageszeitung interessant? Vielleicht arbeiten Sie in Strukturen, die ein Wirtschaftsmagazin vorstellen könnte. Womöglich gibt es jemanden in Ihrem Verband, die oder der Spaß an Radio-Interviews oder Podcast-Gesprächen hat? Recherchieren Sie, welches Medium für welches mögliche Thema in Frage kommt. Denken sie auch an neuere Anbieter_innen von Podcasts oder YouTube-Beiträge.
Schritt 2: Thema finden
Überlegen Sie, was Ihr Thema und ihr PR-Sujet besonders macht. Hier einige Beispielfragen:
- Steht in absehbarer Zeit ein Jubiläum an?
- Forscht Ihre Einrichtung? Gibt es Erkenntnisse, die in der breiten Öffentlichkeit noch nicht so bekannt sind?
- Gibt es „Testimonials“, die über die Arbeit Ihres Verbandes sprechen?
- Gibt es Zahlen, Organisationsstrukturen oder Geschichten aus Ihrem Verband, die für die Medien interessant sind?
Leiten Sie von solchen Fragen ein Thema ab. Ein Beispiel: Eine Referentin ist seit fast 40 Jahren im Verband. Sprechen Sie mit ihr und fragen Sie sie nach Geschichten aus dem Verband und Veränderungen, die sie erlebt hat. Der Clou: Anders als bei einer klassischen Pressemitteilung müssen die Fakten, die Sie vermitteln, nicht brandneu sein. Beim Themenangebot steht die Geschichte im Vordergrund, nicht die News.
Schritt 3: Thema vorschlagen
Schreiben Sie über das Dokument, das Sie an die Redaktionen verschicken, oder direkt in die E-Mail, gut leserlich: „Themenvorschlag“. Dann verfassen Sie eine Überschrift, eine Unterzeile und einen ersten Absatz, der die Geschichte im Kern anreißt.
Fügen Sie danach einen Absatz an, der Ihre Intention deutlich macht. Hier ein Beispiel: Klingt das Thema interessant? Sollten Sie an einem Interview oder an weiteren Gesprächspartnern interessiert sein, melden Sie sich. Wir unterstützen Sie gerne bei Ihrer Recherche.
Vergessen Sie nicht Ihre Kontaktdaten anzugeben (und eventuelle Urlaubszeiten).
Seien Sie nicht enttäuscht, wenn niemand sofort auf Ihren Vorschlag reagiert. Sagt der Redaktion die Geschichte zu, wird sie dazu recherchieren oder sie an freie Mitarbeiter_innen zur Recherche weitergeben. So kann aus Ihrem Vorschlag eine Geschichte entstehen, ohne dass Ihr Verband genannt wird. Und dennoch profitiert Ihre Organisation davon, die in diesem Themenfeld arbeitet. Das nennt man Agenda-Setting. Und dafür ist der Sommer durchaus eine gute Zeit.
Es grüßt Sie herzlich aus dem [schreibzentrum.berlin]
Christina Denz
Seminarleiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit