Frage: Immer wenn es ans Schreiben geht, gerate ich unter Stress. Mündlich habe ich keine Schwierigkeiten, mich auszudrücken. Aber selbst beim E-Mail-Schreiben empfinde ich eine Blockade. Wie kann ich die lösen?
Antwort: Die meisten Schreibenden kennen Phasen, in denen sie vor dem Bildschirm oder dem leeren Blatt Papier sitzen und keine Idee haben, wie sie diesen oder jenes mit den passenden Worten füllen können. Schon ein erster Satz will nicht gelingen. Das Gefühl zu versagen, Scham oder Ungeduld machen sich breit, Stress kommt auf. Dagegen können Sie etwas tun.
Nicht blockiert, nur gehemmt
Zunächst: Tatsächlich kommen Schreibprobleme bei allen Textsorten vor und stehen, wie Sie es beschreiben, oft auch im Kontrast zum mündlichen Ausdrucksvermögen. Sie bezeichnen Ihr Erleben als Schreib-„Blockade“. Ich stolpere immer wieder über diese Benennung. Denn eine wirkliche Blockade, die mit einem lähmenden mentalen Zustand verbunden wäre, der mehrere Wochen oder Monate dauern könnte, kommt bei Schreibenden eher selten vor. Meistens geht es schlicht um eine kurze temporäre Schreibhemmung oder Schreibunsicherheit. Und die können Sie einfacher lösen.
Strategien zur Überwindung einer Schreibhemmung
Der wichtigste Schritt ist zuallererst, diese Unsicherheit wahr- und anzunehmen. Ihr Gefühl ist so, wie es ist. Aber es braucht nicht dazu zu führen, dass Sie hilflos in der Rolle eines gelähmten Opfers verharren müssen. Sie können entscheiden, aktiv zu werden.
Um konkret ins Schreiben zu kommen, gibt es viele Möglichkeiten. Probieren Sie zum Beispiel die Methode des „Freewriting“ aus, die Sie sofort ins unzensierte Schreiben .
Oft ist eine Schreibhemmung auch der Ruf nach einer Pause. Lüften Sie Ihren Kopf regelmäßig. Kurze Einheiten reichen oft, wie ein Spaziergang ‚um den Block‘, eine Runde Fahrradfahren oder drei Minuten meditieren.
Besonders empfehlen möchte ich Ihnen, Ihre mündliche Sprachkompetenz zu nutzen: Diktieren Sie Ihren Text. Word zum Beispiel hat eine Diktierfunktion, die das gesprochene Wort zeitgleich und direkt auf den Bildschirm überträgt. Lassen Sie sich von dem Ergebnis überraschen. Ich vermute, dass es positiv sein wird.
Herzlich grüßt aus dem [schreibzentrum.berlin],
Ihre Dr. Gudrun Thielking-Wagner