Frage: Ich stecke bei meiner Doktorarbeit seit einiger Zeit in einem „Schreibtief“. Wie komme ich da wieder raus?
Antwort: Sie sprechen mit Ihrer Frage ein mir vertrautes Phänomen an: Viele Promovierende erleben im Laufe ihrer Promotion Phasen, in denen ihre Motivation zum Schreiben schwankt. Viele sorgen sich dann, in diesem Gefühl stecken zu bleiben und erleben sich als gelähmt oder ausgebremst. So eine Empfindung von Lustlosigkeit oder Unbehagen ist temporär ganz normal. Motivation erhält sich nur in wenigen Fällen dauerhaft auf einem gleichbleibenden hohen Niveau. Insofern gibt es auch bei der Schreibmotivation Höhen und Tiefen.
Ein Tief kann plötzlich und unerwartet auftauchen und ganz von allein ohne Ihr aktives Zutun oder Eingreifen wieder verschwinden. Der häufigere Fall ist jedoch, dass sich ein Tief langsam ankündigt und sich schleichend festsetzt. Identifizieren Sie die Warnsignale dafür bei sich. Dies können Störgefühle oder Sie beim Schreiben hemmende Verhaltensweisen oder Gedanken sein. Häufig spielen Perfektionismus oder ungelöste Fragen und Konflikte eine Rolle.
Finden und reflektieren Sie die Ursachen für das Tief:
- Gibt es einen konkreten Anlass, warum Sie in das Tief gerutscht sind?
- Beschreiben Sie Ihre Gefühle: Sind Sie vielleicht ängstlich, ratlos oder fühlen Sie sich unter Druck?
- Was denken Sie? Beispielsweise „ich kann nicht gut genug formulieren“ oder „ich bin chaotisch“?
- Wie verhalten Sie sich, was machen Sie in diesem Tief anders als sonst?
Ins Handeln kommen
Das so gesammelte Wissen setzt Energie frei. Überlegen Sie nun, was Sie verändern können, um aus dem Tief heraus und wieder ins Schreiben zu kommen. Sind Ihre Gedanken wirklich wahr? Gibt es für einen gefühlten Druck tatsächlich einen zwingenden Grund? Was haben Sie in der Vergangenheit in vielleicht ähnlichen Situationen getan? Brauchen Sie vielleicht einfach nur eine Pause?
Im Ergebnis werden Sie erkennen, dass Sie einem Tief nicht tatenlos ausgeliefert sind und es überwinden können. Das Steuer dazu halten Sie in der Hand.
Ich grüße Sie herzlich aus dem [schreibzentrum.berlin],
Ihre Dr. Gudrun Thielking-Wagner