Keine Angst vorm ersten Satz: So gelingt der Schreibeinstieg

Frage: Wenn ich Texte verfasse, sind die ersten Sätze für mich eine große Hürde. Ich brauche immer sehr lange, bis mir der Einstieg gelingt. Wie fange ich am besten an?

Antwort: Was Sie beschreiben, ist die berühmte ,Angst vor dem leeren Blatt‘. Auch berufsmäßig Vielschreibende kennen sie. Es scheint eine psychologische Hürde zu geben, auf ein buchstäblich unbeschriebenes Blatt Spuren zu setzen und damit seine Gedanken sichtbar zu machen. Andere Schreibende berichten von starken inneren Stimmen, die Zweifel und Unsicherheiten verstärken: „Du kannst das nicht! Das ist überhaupt nicht gut (genug)! etc.“ Diese inneren Zensor_innen können Schreibende regelrecht blockieren.

Diese Methoden erleichtern den Schreibeinstieg:

1. So paradox es klingt: Innere Kritiker_innen brauchen Zuwendung. Beispielsweise beruhigt sie die Information, dass alle Texte am Anfang vorläufige Entwürfe sind, die niemand außer Ihnen je zu Gesicht bekommt. Beginnen Sie also mit dem ,Null-Entwurf‘ vor dem Erstentwurf! Oder nehmen Sie schreibend den Dialog mit der inneren Stimme auf: „Hallo, da bist du ja schon wieder … “ Verhandeln Sie mit ihr. Oder schreiben Sie über Ihre Befürchtungen in Bezug auf Ihre Schreibaufgabe, denn das löst Spannungen – und nebenbei beginnen Sie bereits mit dem Schreiben und kommen ins Tun.
2. Mit der einfachen Technik des Drauflosschreibens (Freewriting oder Freies Schreiben) können Sie ebenfalls den Schreibstart trainieren. Solcherart Schreibdenken ist forschendes Denken und ermöglicht neue Ideen. Das macht es übrigens so wertvoll gerade für wissenschaftlich Schreibende!
3. Erlauben Sie sich eine großzügige Überarbeitungsphase, wenn Ihr Text in einer groben Fassung steht. Sorgen Sie dabei für wohlwollende Feedback-Gebende. Erst das mehrfache Überarbeiten im Austausch mit anderen Lesenden sorgt für bessere Texte.
4. Das Schreiben funktioniert anders als das Lesen: Sie müssen überhaupt nicht ,vorne‘ anfangen, sondern dürfen als Sprungbrett eine Passage auswählen, zu der Sie gerade am meisten Lust haben.

Viel Freude beim Ausprobieren wünscht Ihnen
Ihre
Dr. Daniela Liebscher

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