Warum keine Substantivierungen in der PR?

Frage: Überall lese ich, dass ich bei Texten für Pressemitteilungen oder Blogbeiträge keine Substantivierungen verwenden soll. Warum eigentlich?

Antwort: Substantivierungen sind Begriffe, die Verben und manchmal auch Adjektive zu einem Nomen erheben, zum Beispiel Geheimhaltung, Steuererklärung und Parkraumbewirtschaftungszone, Wir sprechen auch von Nominalstil. Und der stammt ursprünglich aus der Verwaltungssprache. Sie kennen bestimmt den Ausdruck „Beamtendeutsch“.

Eingebürgert hat sich dieser überwiegend schriftlich gepflegte Stil, weil Beamte – Rad im Getriebe der Verwaltung – sachliche Distanz zu Sujet und also Sprache walten lassen mussten. Sie sollen nicht meinen, sondern informieren. Zugleich suchte die Verwaltung nach Begriffen, die Vorgänge, Ereignisse oder Zuständigkeiten präzise erfassen und von ähnlichen Sachverhalten abgrenzen konnte. „Vorgang“ bezeichnet in Behörden nicht einen Ablauf, sondern einen Einzelfall, also eine Akte.[1]

Und so macht die Verwaltung eine Mitteilung, anstatt etwas mitzuteilen, Ärzte führen Untersuchungen durch anstatt zu untersuchen, das Bezirksamt stellt Informationen zur Verfügung anstatt sie anzubieten und mitunter muss eine Behörde eine Klärung herbeiführen anstatt den Sachverhalt zu klären.

Dabei schafft der Nominalstil eine sprachliche Distanz, die uns bei PR-Texten in die Quere kommt. Denn wir wollen ja gerade nah ran an unsere Leserschaft, an Verbraucherinnen und Kosumenten. Da helfen uns Verben. „Das Verb ist der Motor des Satzes“, schrieb der Autor und Übersetzer Paul Schuster. Erzählen wir jemandem etwas, verwenden wir intuitiv Verben. Selbst komplexe Zusammenhänge können wir mündlich mühelos ohne Substantivierungen erläutern.

Das können wir uns vor allem für Blogbeiträge und Social-Media-Posts zunutze machen. Denn dort sollten wir schreiben, wie wir sprechen: eingängig, aktiv, verständlich. Damit unsere Aussagen leicht zu verstehen und schnell zu rezipieren sind. Und vielleicht können wir mit der einen oder anderen „Erzählung“ unsere Leser:innen sogar berühren. Dagegen sind Substantivierungen ein Erschwernis, das Besagte ins Verständnis der Zielgruppe zu bringen …

 

Es grüßt herzlich aus dem [schreibzentrum.berlin]

Ihre Christina Denz

 

[1] Hildegard Wagner, Die deutsche Verwaltungssprache der Gegenwart, Schwann-Bagel, Düsseldorf 1984, S. 68

Weitere Montags-Schreibtipps zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit finden Sie unter dem Schlagwort im Blog: https://www.schreibzentrum.berlin/category/montags-schreibtipps/presse-und-oeffentlichkeitsarbeit/

 

Wie Sie Pressemitteilungen verfassen, die Journalisten erreichen und verständlich für Ihre Zielgruppe  sind, lernen Sie in der Schreibwerkstatt „Texten für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“

E. Liebscher