Frage: Es fällt mir oft sehr schwer, ein Kapitel meiner Dissertation abzuschließen. Immer fällt mir noch etwas dazu ein. Wie kann ich wissen, dass ein Kapitel fertig ist?
Antwort: Dass Ihnen zu einem Kapitel immer noch etwas einfällt, zeigt, dass es nie nur eine einzige Möglichkeit gibt, etwas darzustellen. Doch um ein Kapitel zu beenden, müssen Sie sich irgendwann für eine der Möglichkeiten entscheiden. Woran können Sie die Entscheidung festmachen?
„… wenn man nichts mehr wegnehmen kann“
Um einzuschätzen, ob etwas fertig ist, halte ich es gern mit dem Piloten und Schriftsteller Antoine de Saint-Exupery, der in einem seiner Romane schrieb:
Vollkommenheit entsteht offensichtlich nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hat, sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann.
Auch wenn der Autor hier die Vollkommenheit eines Flugzeugmotors besingt, so kann uns seine Wahrnehmung als hilfreicher Fingerzeig auch für das Verfassen eines Kapitels dienen. Er sagt uns: Hinzufügen kann ich immer etwas, wegnehmen jedoch nicht, denn wenn ich zu viel wegnehme, funktioniert es am Ende nicht mehr.
Den Zweck eines Kapitels definieren
Definieren Sie deshalb vorab den Zweck eines Kapitels, Unter-Kapitels oder Unter-Unterkapitels. Legen Sie fest, was es jeweils im Mindesten enthalten muss, um zu „funktionieren“, das heißt, um seinen Zweck zu erfüllen. Schreiben Sie diese Festlegungen unbedingt auf, denn diese Notate können sie dann jederzeit wieder heranziehen, um daran zu ermessen, ob Sie in dem betreffenden Kapitel noch etwas hinzufügen müssen oder wegnehmen können.
Mini-Fazit ziehen
Um schließlich zu prüfen, ob das, was Sie geschrieben haben, für das Kapitel bereits ausreicht, formulieren Sie ein, zwei Schlusssätze als eine Art Mini-Fazit. Wenn Sie hier erklären können, auf welche Weise das Kapitel den von Ihnen definierten Zweck erfüllt, dann wäre dies ein Indiz dafür, dass dieser Teil dem Grunde nach inhaltlich ausreichend ist.
Mit herzlichem Gruß aus dem [schreibzentrum.berlin]
Ihr
Dr. Sven Arnold