Frage: In den Ausschreibungen für Promotionsstipendien lese ich immer, dass ich einen „detaillierten Zeitplan“ einreichen soll. Wie soll das gehen? Was gehört in einen Zeitplan?
Antwort: Ja, die Zeitplanung ist für die meisten (angehenden) Promovierenden eine Herausforderung. Das liegt nach meiner Erfahrung daran, dass ihnen die Textsorte „Antrag“ noch nicht vertraut ist und sie unter ,Zeitplanung‘ auch die private Lebensplanung inklusive Urlaubszeiten mitdenken.
Bei einem „Zeitplan“ geht es um die Umsetzung des Forschungsprojekts.
Viele Jungforscher_innen widmen in ihren Anträgen oft der ,Forschungslücke‘ und den offenen Fragen viel Raum. Fördergeld gibt es aber für die Umsetzung des geplanten Forschungsprojekts, also das Tun. Ein ausführliches und gut erklärtes „Arbeitsprogramm“ oder „methodisches Vorgehen“ macht daher den Hauptteil eines Antrags aus (ca. 50%)!
Der „Zeitplan“ visualisiert dieses Arbeitsprogramm z.B. in Form einer Tabelle. Er bezieht sich immer auf eine ausformulierte, detaillierte Forschungsplanung.
Beim „Zeitplan“ geht es um Projektmanagement.
Begutachtende möchten über Ihren Zeitplan schnell erfahren: Womit wollen Sie starten, wenn Sie Ihre Förderung erhalten? Was wollen Sie in welcher Reihenfolge tun? Mit welchem Material, mit welchen Methoden und mit welchen Personen?
Zeigen Sie, dass Sie mit den Ihnen anvertrauten Ressourcen – Ihrer Lebenszeit und dem Fördergeld – gut umgehen werden. Schaffen Sie Vertrauen durch eine schlüssige Übersicht über Ihre geplante Forschungszeit:
- Belegen Sie Ihre fachspezifische Methodenkompetenz: Was müssen Sie wann wie und wie lange tun, um zu soliden Ergebnissen zu gelangen? Ihre Arbeitspakete sollten effizient und erkennbar sein.
- Seien Sie transparent: Alles, was im Zeitplan auftaucht, müssen Sie im „Arbeitsprogramm“ beschreiben und begründen und umgekehrt.
- Bauen Sie einen ,Plan B‘ ein: Zeigen Sie, dass Ihre Forschung weiterläuft, auch wenn eine Methode, Reise, Versuchsreihe etc. nicht wie erwartet funktionieren sollte.
- Bleiben Sie realistisch: Passen Sie Ihren Zeitplan der ausgeschriebenen Förderdauer an. Bei Promotionsstipendien sind es – ja, leider! – meist zwei Jahre. Eventuell müssen Sie dafür Versuche, Interviews, Reisen zusammenkürzen. Und achten Sie darauf, bereits während oder nach den einzelnen Forschungsschritten zu schreiben. Sie werden diese Zeiten brauchen!
Viel Erfolg wünscht Ihnen aus dem [schreibzentrum.berlin]
Ihre Dr. Daniela Liebscher
Noch mehr Tipps:
- Die Rosa-Luxemburg-Stiftung verlangt einen Zeitplan, der nicht bei allen Ausschreibungen so detailliert sein muss. Er kann aber eventuell als Anregung dienen.
- In meiner Schreibwerkstatt „Stipendienanträge schreiben“ überprüfen Sie anhand konkreter Schreib- und Feedbackübungen, wie Sie Ihren Stipendienantrag abgabefit machen.