Frage: Als Pressereferentin eines Hochschul-Projekts erwartet die Projektleitung von mir bei Pressemitteilungen ausgefallene Überschriften, am besten einen Wortwitz. Sie argumentieren, dass die Medien so auf unsere Information aufmerksam werden. Stimmt das?
Antwort: Diese Haltung, dass eine besonders ausgefallen Überschrift aus dem Grundrauschen der täglichen Informationsflut heraussticht, begegnet mir immer wieder. Aber als Journalistin, die die tägliche Informationsflut verarbeiten muss, bin ich über jede Überschrift froh, die mich auf einen Blick erkennen lässt, ob das Thema für unser Medium überhaupt interessant ist. Und das kann ich nur, wenn die Überschrift sachlich den Kerninhalt der Presseinformation zusammenfasst.
Bedenken Sie auch, dass Sie Ihre Pressemitteilung an ganz unterschiedliche Medien mailen. Vielleicht stehen auf Ihrem Verteiler Tageszeitungen, Fachjournale, Nachrichtenportale im Web, Monatspublikationen und Quarterlys, vielleicht sogar Personen, die zu Ihrem Themenfeld bloggen. Schicken Sie Ihre Presseinfo nun mit einem Sprachwitz in der Headline heraus freut sich vielleicht der Blogger, aber was kann ein Fachjournal damit anfangen?
Zudem bedienen die oben genannten Medien sehr unterschiedliche Zielgruppen: Während die Leserinnen und Leser eines Fachjournals Zeit in die Lektüre investieren, scannen jene eines Nachrichtenportals in der U-Bahn nur die Head- und Subheadlines. Bei Tageszeitungen und überregionalen Medien gibt es deshalb die Tendenz, gerade die Überschriften und Unterzeilen für die eigene Zielgruppe und ihre Lesegewohnheiten umzuformulieren.
Deshalb empfehle ich Ihnen aus der Berufspraxis einer Journalistin: Verfassen Sie die Überschriften so, dass alle Redaktionen, die Sie anschreiben, sofort erkennen, worum es in der Pressemitteilung geht. Die Medien, die sich für ihr Thema interessieren, können so schnell reagieren: Entweder verfassen Sie aus Ihren sachlichen Informationen selbst eine Meldung für ihr Medium, fügen eigene Recherchen hinzu und erweitern damit das Thema oder sie haken bei Ihnen nach. In jedem Fall hilft die sachliche Information viel weiter als Wortspiele, die womöglich verschleiern worum es in dem Text tatsächlich geht.
Es grüßt herzlich aus dem Schreibzentrum
Christina Denz
Dozentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit