Frage: Ich finde es schwierig, eine richtig gute Forschungsfrage für mein Promotionsprojekt zu formulieren. Wie gehe ich da am besten vor?
Antwort: Eine wichtige Frage! Die Schwierigkeit zeigt sich darin, dass die Forschungsfrage bei vielen Promotionen häufig zu weit gefasst ist. Promovierende denken gerne vom Thema oder von der berühmten ‚,Forschungslücke‘ her und meinen, es sei ihre Aufgabe, diese Lücke vollständig zu schließen. Das ufert schnell aus.
Behandeln Sie Ihre Promotion stattdessen als ein Projekt, dem Sie nur begrenzte Ressourcen an Zeit und Geld zur Verfügung stellen können.
Eine richtig gute Forschungsfrage führt Sie dementsprechend
- über einen klug eingegrenzten Themenzuschnitt
- in einer überschaubaren Zeit
- mit Hilfe ausgewählten Materials und
- sinnvoll eingesetzter Methoden Ihres Fachs
- zu überprüfbaren Daten und Erkenntnissen.
Mit der Präsentation Ihrer Ergebnisse beantworten Sie am Ende Ihre Forschungsfrage.
Meine Kollegin Dr. Gudrun Thielking-Wagner zeigt im Montags-#Schreibtipp „Forschungsfrage klären“ eine Schreibübung, mit der Sie schrittweise Ihre Forschungsfrage herausarbeiten können. Nach meiner Erfahrung funktioniert diese Übung noch besser, wenn Sie vorher Ihr Forschungsproblem definieren. Vielen Promovierenden erscheint das eigene Projekt so selbstverständlich, dass sie vergessen, auch Außenstehenden den Sinn und Zweck ihres Vorhabens zu erklären. Diesen Schritt brauchen Sie aber, um Ihrer Forschungsfrage ein Ziel zu geben, das viel genauer ist als ‚,eine Forschungslücke schließen‘:
Starten Sie mit der Beschreibung Ihres Forschungsproblems. Meistens handelt es sich dabei um eine Beobachtung in der Außenwelt, im Labor und / oder bei der Forschungslektüre. Was haben Sie entdeckt, was eine Antwort braucht? Was ist so wichtig an Ihrem Ausgangsproblem?
In der Problembeschreibung steckt die Motivation für Ihr gesamtes Vorhaben. Es geht um das So what?: Warum und wie soll ausgerechnet Ihr Forschungsprojekt das Forschungsproblem lösen? Und was haben andere davon?
Wenn die zu erwartende Lösung Ihres Forschungsprojekts für die (Fach)Welt erkennbar einen Mehrwert darstellen wird, ist Ihre Forschungsfrage richtig gut!
Viel Freude wünscht Ihnen dabei
Ihre
Dr. Daniela Liebscher