Wie komme ich aus meiner Gliederungsblockade heraus?

Frage: Ich kämpfe seit zwei Jahren mit einem Kapitel und schaffe es nicht, es in die Gliederung meiner Doktorarbeit einzubauen. Wie kann ich meinen „Knoten im Kopf“ auflösen?

Antwort: Wow! Sie sind hartnäckig und geben nicht auf. Das finde ich gut. Beim Promovieren braucht man ja einen langen Atem.

Ich benutze hier bewusst das Bild vom Atmen, mit dem ich Sie einladen möchte, den „Kopf“ zu verlassen und sich auf anderen Ebenen nach einer Lösung umzuschauen.

Erlauben Sie sich das Drauflosschreiben …

und lassen Sie sich überraschen. Hier ein paar Anregungen:

  • Schreiben Sie sich 5-10 Min. oder 1-2 Seiten lang den Frust oder Ärger von der Seele.
  • Schreiben Sie über Ihren „Knoten im Kopf“. Treten Sie in einen Dialog: Wo kommst du her? Was willst du von mir? Was rätst du mir?
  • Schreiben Sie einen Text aus Sicht des Problemkapitels: „Ich bin das erste Kapitel von Max und bin echt ein schwerer Brocken …“
  • Machen Sie die „Kopfstand-Übung“: Malen sie sich aus, wie Sie das eine Kapitel garantiert komplett vor die Wand fahren können.
  • Schreiben Sie als Zwischenschritt – in ganzen Sätzen – über ihre Gedanken zur Gliederung und was Sie inhaltlich bei den einzelnen Unterpunkten vorhaben. Damit fällt es gerade Gliederungsdenker.innen leichter, von der Strukturebene auf Fließtext umzuschalten.

Legen Sie Strukturen offen

  • Reden Sie. Es kann Wunder wirken, über die Gliederung zu sprechen oder sie im Gespräch sichtbar zu visualisieren. Schreibcoachs, fachfremde Peers oder Familienangehörige können dabei unverhoffte Schlüsselfragen stellen.
  • Prüfen Sie, ob Sie ein „stiller“ Auftrag blockiert. Damit meine ich: Stammt die Idee für Ihr Problemkapitel eventuell von Ihrer Betreuungsperson? Fühlen Sie sich jetzt fremdbestimmt? Oder fühlen Sie sich unter Druck, Ihre Kompetenz zu beweisen, weil Ihre Betreuungsperson Sie angestellt hat / Sie fachfremd promovieren / aus dem Ausland sind etc.? Dann könnte die Lösung darin liegen, weniger am Inhalt „herumzudoktern“ als  die Erwartungen im Betreuungsverhältnis zu klären und eventuell neu zu verhandeln.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Auflösung des Knotens und
grüße herzlich aus dem [schreibzentrum.berlin]

Ihre
Dr. Daniela Liebscher

Daniela Liebscher