Frage: Meine Betreuung hat mir vorgeschlagen, aus meiner monografischen Dissertation anschließend einen Fachartikel zu machen. Wie geht das?
Antwort: Offenbar sieht Ihre Betreuung in Ihrer Monografie ein Potenzial, dem sie zusätzlich eine größere Reichweite wünscht. Im Vorschlag für einen Artikel sehe ich daher einen schönen Anstoß zur weiteren Verbreitung Ihrer Forschungsergebnisse. Es mag nun naheliegen, die Monografie einfach zu einer Kurzversion „einzudampfen“. Doch Vorsicht: Damit entsteht noch kein Fachartikel, denn Monografie und Artikel funktionieren unterschiedlich.
Monografie versus Fachartikel
Eine monografische Dissertation ist eine Qualifizierungsleistung, mit der Promovierende ihre Expertise beweisen und zeigen, dass sie mit Diskurs, Theorie und Methode vertraut sind. Darum ist hier die Darstellung des Forschungsstandes, theoretischer Grundlagen und der Methode meist ausführlicher.
Bei einem Fachartikel hingegen wird die Expertise der Autor*innen vorausgesetzt. Ebenso verfügt die jeweilige Leserschaft über entsprechendes Fachwissen. Daher werden hier Forschungsstand, Theorie und je nach Kontext auch Beschreibungen standardisierter Methoden eher kurzgehalten.
Von der Monografie zum Artikel
Die vergleichsweise größere Komplexität einer Monografie bietet häufig mehrere spannende und für unterschiedliche Zielgruppen interessante Aspekte (zur Theorie, Praxis, Methode, Technik etc.). Um nun aus Ihrer Monografie einen Artikel abzuleiten, ist es zentral, dass Sie aus diesen Aspekten einen spezifischen Fokus definieren und eng daran entlangschreiben.
So können Sie vorgehen:
- Überlegen Sie, welchen Fokus Sie wählen und an wen Sie sich mit welcher Botschaft richten wollen (Forschende, Praktizierende, Betroffene, Branchen etc.).
- Wählen Sie ein Zieljournal aus, bei dem Sie die passende Leserschaft finden.
- Lesen Sie dort Beiträge, um festzustellen, was dort erklärt und was vorausgesetzt wird.
- Schreiben Sie Ihren Artikel entsprechend den Vorgaben des Journals und behalten Sie dabei immer Ihre Botschaft an die dortige Leserschaft im Auge.
Anstatt einer Mini-Monografie entsteht so ein eigenständiger Beitrag, zu dem Ihre Monografie eine Quelle und ausführliche Vorarbeit darstellt.
Herzliche Grüße aus dem [schreibzentrum.berlin]
Ihr
Dr. Sven Arnold